Punkthochhäuser, die fehlen
Wie schnell man vergisst, zeigen immer wieder ältere Bilder aus Zeiten, die noch nicht allzu lange zurückliegen. So gab es nahe der Fußgänger- und Radfahrerbrücke über die Straße der Nationen noch vor rund zwei Jahrzehnten zwei Punkthochhäuser, die im Zuge der Abrisswelle Anfang der 2000er Jahre verschwanden.
Damals galt es „Wohnungen vom Markt zu nehmen“ – so der beschönigende Ausdruck für den Abriss von Gebäuden und damit von Vernichtung von Werten. Viele Bewohner hatten den Neubauwohnungen damals den Rücken gekehrt, waren oft in infrastrukturell wenig entwickelte Orte nahe unserer Stadt gezogen und so gab es erheblichen Leerstand.
Die Erfurter Wohnungsbaugenossenschaften und das kommunale Wohnungsunternehmen waren gehalten, Gebäude abzureißen oder zurückzubauen, weil Demographen eine Einwohnerzahl von nur noch 152.000 für Erfurt prognostiziert hatten. Sie haben sich geirrt und inzwischen fehlen Wohnungen zu erschwinglichen Mieten. Private Vermieter hätte man nicht dazu bringen können, ihren Besitz abzureißen. Die Genossenschaften und das kommunale Unternehmen mussten allein diese Aufgabe schultern.
Das Foto fokussiert den Blick Richtung Moskauer Platz aus Richtung Lowetscher Straße.
Die beiden gekennzeichnete Punkthochhäuser sind diejenigen, die nunmehr fehlen. Links im 1995 entstandenen Bild sieht man die Y-bauten und das Haus Vilniuser Straße 16.
Autor: B. Köhler, Foto: Stadtarchiv Erfurt