Effektives Bauen, effiziente Grundrisse
Unser Erfurter Norden ist neben Gründerzeitarchitektur und teils dörflichen Strukturen auch geprägt von sog. Neubauten. Gemeint sind die längst nicht mehr neuen, teils über 50 Jahre alten Plattenbauten, die einst die Wohnungsnot linderten, sich in den nachfolgenden Jahrzehnten aber bewährten.
Dass diese industriell errichteten Gebäude auch heute wieder als Basis für serielles Bauen angesehen werden, spricht für sie. Die DDR war im internationalen Vergleich führend im industriellen Wohnungsbau. Das Bauen war effektiv, die Wohnungsgrundrisse sind funktional – jeder Quadratmeter kann von den Bewohnern effizient genutzt werden. Dass Schall- und Wärmedämmung einst eine deutlich untergeordnete Rolle spielten, wissen alle Bewohner einer solchen Neubauwohnung.
Hinzu kam eine hervorragende städteplanerische Entwicklung der Wohngebiete: Einkaufsmöglichkeiten, Schulen, Kindergärten, Gastronomie, Arztpraxen waren (und sind oft noch heute) fußläufig erreichbar. Alles, was außer Reichweite war, wurde über öffentliche Verkehrsmittel erschlossen: Straßenbahn, Busse und – last but not least – die Riethschleuder. Kunst im öffentlichen Raum wie z.B. die Bronzeskulpturen am Berliner oder das Renau-Mosaik am Moskauer Platz machten die Bereiche interessanter.
Von Zeit zu Zeit lohnt es sich, auf das zu schauen, was wir haben, zurückzublicken und wertzuschätzen. Unser Erfurter Norden hat das durchaus verdient. Unsere Bilder zeigen Bauten am Johannesplatz in ihrer Entstehung vor mehr als 50 Jahren.
Autor: B. Köhler. Fotos: Stadtarchiv Erfurt