‚Alte Lady‘ Nordhäuser Straße
War das ein Wetter am Wochenende! Den fast schon obligatorischen Wochenendspaziergang durch unseren Stadtteil haben wir wegen des Sturms gegen eine Spazierfahrt mit Zwischenstopps getauscht und die ‚alte Lady‘ Nordhäuser Straße mal genauer in Augenschein genommen. Fast täglich fahren wir hier entlang und vieles ist uns so vertraut und selbstverständlich, dass wir es bewusst kaum noch wahrnehmen.
Die Nordhäuser Straße ist wohl die wichtigste Lebensader im Norden, den sie mit dem Stadtzentrum verbindet. Sie läuft geradewegs auf den Dom zu – zuvor mündet sie in die Andreasstraße – den kann man auch schon aus weiter Entfernung sehen. Stadtauswärts bildet sie die Landstraßenverbindung bis (letztlich) nach Nordhausen, woher auch ihr Name rührt, auch wenn die in den 1970er-Jahren errichtete Hannoversche Straße und weiterführend die B4 die Verkehrsader hier stark entlasten. Mehr als vier Kilometer ist die Nordhäuser Straße lang.
Die Nordhäuser Straße hat eine interessante Geschichte: So war sie bereits im Mittelalter als Handelsstraße von Erfurt nach Nordhausen bedeutsam. Nachdem 1873 Erfurt seinen Status als Festungsstadt verloren hatte, konnten auch Flächen außerhalb der Stadtmauern bebaut werden. So dehnte sich die Stadt Richtung Norden aus und die Nordhäuser Straße wurde als Stadtstraße angelegt. 1884 erhielt sie ihren Namen, seit dieser Zeit fahren auch Straßenbahnen auf der Nordhäuser Straße. Bebaut wurde bis zum Ersten Weltkrieg der erste, 600 Meter lange Abschnitt der Straße. Dort dominieren Mietshäuser im Stil der Gründerzeit.*
Und das gibt es hier alles:
Städtische Krankenanstalt, Medizinische Akademie, Helios Klinikum – so hieß bzw. heißt das größte Krankenhaus unserer Region in den wichtigsten Etappen seiner Entwicklung. Das heutige Helios Klinikum im Erfurter Norden gehört zu den modernsten medizinischen Maximalversorgern der Republik. Knapp 1.300 Betten können hier Patienten aufnehmen. Zudem ist das Klinikum Akademisches Lehrkrankenhaus des Universitätsklinikums Jena.
Der Campus der Universität an der Nordhäuser Straße wurde mit seinen Lehrgebäuden und Wohnheimen in den 1950er bis in die 1960er-Jahre zunächst als „Pädagogisches Institut Erfurt” (PI) gegründet, späterhin erhielt es den Namen „Dr. Theodor Neubauer” und wurde zur Pädagogische Hochschule. Hier wurden Diplomlehrer an zwei verschiedenen Fakultäten ausgebildet: der naturwissenschaftlichen mit der Fachrichtung Mathematik und Physik, der Fakultät Germanistik, Slawistik, Kunsterziehung, in der die Lehrer für die Fachkombinationen Russisch und Deutsch oder Kunsterziehung und Deutsch herangebildet wurden.
Die Geschichte der Erfurter Universität reicht bis ins 14. Jahrhundert zurück. Die „Alma Mater Erfordiensis“ ist die älteste Universität Deutschlands. Hier studierte bereits Martin Luther. Allerdings wurde sie 1816 geschlossen. Historisches Zeugnis legt u.a. der Bau des Collegium Maius im Stadtzentrum ab. 1994 wurde die Universität wiedergegründet.
Seit einem Vierteljahrhundert schon hat sich Thüringens größtes Einkaufscenter – der Thüringen-Park – als ein Magnet für alle etabliert, die gleichermaßen unkompliziertes wie vielfältiges Einkaufen schätzen. Mit unzähligen kostenlosen Parkplätzen, die Straßenbahnhaltestelle direkt vor der Tür, hat das Einkaufszentrum eine hervorragende Lage. Unter einem Dach gibt es hier mehr als einhundert Geschäfte, die unterschiedlichste Bedarfe decken.
Thüringens größte Polizeidienststelle befindet sich in der Nordhäuser Straße. Das moderne Gebäude des Inspektionsdienstes Erfurt Nord wurde 2007 eingeweiht. Mit seiner Klinkerfassade und den großen Glasflächen hat das Haus nicht nur viele Funktionen zu erfüllen, sondern ist darüber hinaus ein ausgewogen proportionierter Bau.
Autor: B. Köhler Fotos: S. Forberg