Hauptkommissar Wolfgang Friedt, Leiter der Staffel, im Eurocopter. Er ist Pilot und zudem Fluglehrer und Prüfer.

Hinter die Kulissen geschaut: Die Polizeihubschrauberstaffel

Mitfliegen dürfen wir nicht, doch auch am Boden gibt es hinter den Kulissen der Polizeihubschrauberstaffel jede Menge Interessantes zu entdecken. Die Anforderungen an die 23 Kräfte umfassende Einheit, die auf dem Erfurter Flughafen stationiert ist (Wir wissen, der liegt nicht im Erfurter Norden, aber nah dran.), sind enorm hoch – mental wie physisch. Rund um die Uhr sind die Helikopter einsatzbereit, um Vermisste zu suchen, Hochwasserlagen zu dokumentieren, Personen aus unwegsamem Gelände zu retten, Feuerbekämpfung der Wehren zu unterstützen oder flüchtige Personen zu stellen. Der Kernauftrag ist die Unterstützung der Polizeiarbeit am Boden.

Hauptkommissar Wolfgang Friedt, Leiter der Staffel, führt uns durch Operationszentrale, Verwaltung und Hangar. Ein Teil der Arbeit, die die Piloten und Flugtechniker auszuführen haben, ist planbar. Immer dann, wenn es darum geht, Großveranstaltungen mit Luftaufnahmen zu dokumentieren, die Auswirkungen von Verkehrsmaßnahmen festzuhalten und natürlich regelmäßige Trainings. Der weit größere Teil geschieht ad hoc. Die Einsatzzentrale der Landespolizeidirektion entscheidet auf der Basis der Informationen, die sie von den Beamten am potenziellen Einsatzort erhält. Dann wird geprüft, ob der Einsatz witterungsbedingt möglich ist und die Helikopter verfügbar sind. Für die Besatzung heißt es dann, gleichermaßen schnell wie umsichtig zu handeln. Jeweils ein Pilot, ein Flugtechniker und ein Operateur, der die Kameratechnik bedient, steigen dann innerhalb weniger Minuten in die Luft und sind spätestens nach 25 Minuten am entferntesten Thüringer Einsatzort.

Leistungsstarke Wärmebildkameras und Suchscheinwerfer ermöglichen die Suche bzw. Fahndung nach vermissten oder flüchtigen Personen auch bei Nacht. Sind diese gefunden, wird die weitere Arbeit den Einsatzkräften am Boden überlassen. Die Verfolgungen flüchtiger Fahrzeuge auf Straßen und Autobahnen stellt sich in der Realität ähnlich dar wie in einschlägigen Krimis, können wir auf entsprechenden Videos erkennen: Während die Fahrer flüchtiger Fahrzeuge ohne jede Skrupel Unbeteiligte in Gefahr bringen und mit aberwitzigen Manövern und enormer Geschwindigkeit den Einsatzwagen der Polizei zu entrinnen suchen, sichert die Unterstützung per Hubschrauber den Erfolg. Von oben lässt sich der Überblick nahezu immer wahren.

Die Einsatzkräfte der Hubschrauberstaffel arbeiten eng mit Spezialkräften zusammen und können diese an sonst unzugängliche Positionen bringen – sei es bei Hochwasser, wenn Straßen unpassierbar sind oder in Gebirgslagen, sogar auf Windkraftanlagen, Kränen oder Schiffen. Dann können sich die Rettungskräfte abseilen und so zum Einsatzort gelangen. Bei Bränden gestattet die Kameratechnik, Glutherde ausfindig zu machen und damit die Feuerwehren zu unterstützen. Mehr noch: Mit einem eigenen Spezialbehälter, einem s.g. Bambi Backet, können die Helikopter mit einem Anflug 1.000 Liter Wasser gezielt abwerfen und so zur Brandbekämpfung einen entscheidenden Beitrag leisten.

In der Thüringer Polizeihubschrauberstaffel arbeiten erfahrene, gut ausgebildete Leute, die sich permanenten Trainings und regelmäßigen Untersuchungen unterziehen. „Jeder muss alles können: Sicht- und Instrumentenflug, alle Windlagen beherrschen, alle Geräte bedienen.“, erklärt Staffelleiter Friedt. Alle sechs Monate werden die Piloten einer strengen Prüfung unterzogen hinsichtlich ihrer Kenntnisse und Fähigkeiten. Einmal im Jahr prüft ein Arzt die Fliegertauglichkeit – u.a. Sehvermögen und Gewicht.
Die Technik wird nach 50 bzw. 100 Stunden durch erfahrene, eigene Prüftechniker gewartet. Zwischen acht und neun Millionen Euro kostet ein Hubschrauber mit der umfassenden technischen Ausstattung wie sie der Staffel zur Verfügung stehen muss.

Daten und Fakten: Seit 25 Jahren gibt es die Hubschrauberstaffel, 758 Flugstunden absolvierten die Kräfte 2016 bei insgesamt 680 Flügen, von denen 504 ad hoc angefordert wurden zur Suche nach vermissten Personen, nach flüchtigen Straftätern und zur Dokumentation schwerer Verkehrsunfälle.

Autor: B. Köhler   Fotos: S. Forberg

Im Allerheiligsten: Der Hangar beherbergt die Helikopter. Hier findet die regelmäßige, in kurzen Intervallen durchzuführende Wartung statt.

 

Der Moderne Hangar wurde 2010 in Betrieb genommen.

 

Elf Personen finden Platz im Eurocopter EC 145. Geflogen werden kann er von beiden Plätzen im Cockpit.

 

Das Cockpit

 

Ein Rotorblatt misst acht Meter, der Helikopter insgesamt insgesamt rund elf.

 

Die Operationszentrale mit Polizeihauptmeister und Flugtechniker Björn Metzler (vorn) und Hauptkommissar und Flugtechniker Kai Faulstich

 

Die Fliegerkombi ist brandhemmend und lässt Waffen und Gerätschaften sicher verstauen. Der Helikopter ist ein „fliegender Streifenwagen“.

 

An der Karte des Einsatzgebietes

 

Fitness ist unerlässlich für die Einsatzkräfte.

 

Anflug Flughafen Erfurt

 

Erfurt bei Nacht im Infrarotlicht

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