Fast drei Jahrzehnte
28 Jahre lang lenkte Anita Pietsch gemeinsam mit den Ortsbeiräten die Geschicke von Gispersleben. Bei der Kommunalwahl am kommenden Sonntag kandidiert sie nicht mehr als Ortsteilbürgermeisterin, doch für den Stadtrat, denn natürlich liegt ihr Gispersleben nach wie vor am Herzen.
Am vergangenen Freitag gab sie ihren Abschied, blickte zurück auf Erreichtes und nicht Erreichtes. Vieles hat sich – und hat sie – verändert und bewegt. Obwohl seit den 1950er Jahren schon nach Erfurt eingemeindet, hat Gispersleben sich ein Stück dörfliche Idylle, Gemeinschaft und Gemeinsinn bewahren können. Man kennt einander.
Die Liste dessen, was den Ortsteil attraktiv macht, was durch die unermüdliche Arbeit der Bürgermeisterin an kleinen und großen Projekten gelungen ist, dürfte mehrere Seiten füllen. Anzustoßen und auf Umsetzung zu drängen war Anita Pietsch wichtiges Anliegen – beim Neubau der Kindertagesstätten, bei der Sanierung der Schule, die grundhafte Sanierung des Amtmann-Kästner-Platzes, die endlich durch einen privaten Investor abgeschlossene Erhaltung des denkmalgeschützten Amtmann-Kästner-Hauses, die Schaffung des Festplatzes für Veranstaltungen, der Teil der Neugestaltung der Geraaue ist für Anita Pietsch „Ein Sechser im Lotto für Gispersleben“, der Spielplatz am Bürgerhaus, der Umzug der Heimatstube – jenes kleinen feinen Museums, das historisches bewahrt, die Unterstützung von Gewerbeansiedlungen und vieles mehr.
Auch was von ihren Vorhaben nicht geschafft wurden fand Erwähnung: der ALDI-Neubau, die Öffnung des Wanderweges Richtung Kühnhausen, die Beschilderung des Ortes an markanten, interessanten Stellen, den MDR mit seiner Sendung „Unser Dorf hat Wochenende“ nach Gispersleben zu holen oder die Antenne-Thüringen-Party.
Gispersleben hat eine vollen Veranstaltungskalender. Vereine, Ortsteilrat und Feuerwehr sorgten und sorgen unter anderem für Mai- und Weihnachtsfeuer, für Kirmes und Fasching, für Ostern am Bürgerhaus, für Jubiläumsfeiern.
Anita Pietsch dankte am Freitag allen, denen der Ort am Herzen liegt und die Wegbegleiter waren. Sichtlich bewegt gibt sie ihr Amt auf, das sie mit viel Energie und großem Engagement innehatte. Oberbürgermeister Andreas Bausewein fasst zusammen: „Wenn sie sich etwas in den Kopf gesetzt hat, ist sie wie ein Panzer. Ihre Bilanz ist sehr nah an dem, was sie sich vorgenommen hatte und erreichen wollte. Es hängt unglaublich viel dran, was zu leisten ist für eine geradezu lächerliche (finanzielle, Anm. der Red.) Entschädigung. Diejenigen, die nölen, sind laut, deswegen nehmen wir sie wahr. Danke für diese Leistung! Ihr ging es immer um das Wohl der Bürger, des Ortes, Parteimitgliedschaften spielten keine Rolle.“
Für ihr Ehrenamt wurde Anita Pietsch 2021 mit den Bundesverdienstkreuz geehrt und am kommenden, dem Wahlwochenende, ist sie über das Bundeskanzleramt eingeladen zum Festakt anlässlich des 75. Jubiläums des Grundgesetzes in Berlin, eine von sechs Personen auf dem Podium.
In Zukunft wird sich Anita Pietsch weiter um die Organisation der Blutspende, um den Frauenstammtisch kümmern und wohl auch um ihr jüngstes Projekt – das Vereinshaus in der ehemaligen Kita Bussibären.
Autor: B. Köhler, Fotos: B. Köhler