Natur in der Stadt – spannendes Projekt gestartet

    Der Bereich an der ehemaligen Bahnstation der „Riethschleuder“ in der Györer Straße hat einen morbiden Charme. Zu den Wohngebäuden hin sind die Grünflächen attraktiv und gepflegt, den relativ schmalen Streifen entlang der alten Bahntrasse hat sich die Natur in den letzten drei Jahrzehnten zurückgeholt.

    Die Gleise und der Bahnsteig sind von inzwischen recht kräftigen Bäumen und von Gesträuch überwuchert. Hier soll künftig ein für Mensch wie Natur gleichermaßen nutzbarer Raum entstehen – für die Anwohner mit hohem Erholungswert, für diverse Tiere und Insekten als kleines Refugium. 

    Um dies auf den Weg zu bringen, trafen sich am vergangenen Donnerstag, 17. Oktober, Vertreter der städtischen Ämter, des Vereins Mitmenschen e.V. und wissenschaftliche Mitarbeiter, wie Studierende der Fachhochschule Erfurt. Letztere werden sich an dem von der Stadt initiierten Ideenwettbewerb beteiligen, der die Neugestaltung des Bereiches zum Ziel hat. Das sog. Erprobungs- und Entwicklungsvorhaben „Innerstädtische Bahntrassen – vernetzte Lebensräume für Pflanze, Mensch und Tier“ soll Artenvielfalt stärken, die landschaftliche Barrierewirkung des städtischen Raumes abmildern und umweltpädagogische Aspekte einbeziehen, heißt es im Ausschreibungstext des Wettbewerbes. Der Fokus liegt auf der Entwicklung eines Trockenlebensraumes als ein Element des innerstädtischen Biotopverbundes. Gefördert wird das Projekt vom Umweltbundesamt.

    Die Barrierewirkung des Grüns gegen die vielbefahrene Straße der Nationen – Schutz der Anwohner vor Lärm und Abgasen soll erhalten bleiben. Auf einen wichtigen Aspekt machte Evelin Richter vom Verein Mitmenschen e.V. aufmerksam: Die parallel zur alten Bahntrasse verlaufenden Fernheizungsrohre bieten wohnungslosen Menschen in der kalten Jahreszeit eine kleine Erleichterung, auf die sie angewiesen sind. Auch Barrierefreiheit ist für die Zugänglichkeit des Geländes zu berücksichtigen.

    Ob die Bahngleise zurückgebaut werden oder nicht ist ebensowenig vorgegeben wie der Rückbau des Bahnsteiges. All das werden die Ergebnisse des Wettbewerbes erst zeigen. Im Februar müssen die Arbeiten der Studierenden vorliegen, im April entscheidet eine Jury darüber. Im Mai werden die drei Preise vergeben (1. Preis 750, 2. Preis 500, 3. Preis 300 Euro).

    Danach geht das Siegerprojekt in die Umsetzungsplanung, die rund ein halbes Jahr in Anspruch nehmen wird. Mithin könnte Ende nächsten, Anfang übernächsten Jahres mit der Umsetzung begonnen werden. 

    Autor: B. Köhler, Fotos: B. Köhler

    Hinter den Fernwärmerohren wuchert viel Grün. Das Schützt auch vor dem Verkehrslärm der Straße der Nationen.

    Überwucherte Bahngleise der einst hier verkehrenden „Riethschleuder"

    Auch den Bahnsteig hat sich die Natur zurückerobert.

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