Ehrenvolle, schwere Arbeit der Bergleute – auch in unserer Region
Erfurt war eine Stadt des Bergbaus – was vielen nicht so geläufig ist. Das ehemalige Königliche Salzwerk – die Saline – in unserem Erfurter Norden legt davon beredtes Zeugnis ab. Zudem gab es einst in Thüringen zehn Bergwerke, aus denen bis zur politischen Wende große Mengen an Kalisalz gefördert wurden – u.a. in Bleicherode und Sondershausen. Dort war auch der Sitz des Kombinats KALI, der Zentrale der einstigen Kaliindustrie in der DDR.
Heute wird im Südharz noch bei Bleicherode Kalisalz gewonnen, und zwar mittels Solung über tiefe Bohrlöcher. Aktuell gibt es Bestrebungen, im Südharz wieder ein neues Kalibergwerk zu errichten. In der Grube Unterbreizbach der Firma K+S, gelegen im Werragebiet Thüringens an der Grenze zu Hessen, wird heute noch Kalisalz in 500 m bis 800 m Tiefe abgebaut.
Die Kalilagerstätten Thüringens enthalten als Besonderheit neben Kalisalz auch Kieserit (Magnesiumsulfat). Nur deutsche Lagerstätten enthalten diesen zweiten Wertstoff, in allen anderen Kalirevieren weltweit kommt er nicht vor. (Quelle: Bergmannsverein Erfurt)
Die geförderten Kalisalze bilden die Basis der Herstellung von Mineraldüngern. Mehrere Millionen Tonnen Kalisalzwerden jährlich in Deutschland gefördert und die deutsche Kaliindustrie ist damit größter Kaliproduzent in der EU. (Quelle:www.bmwk.de)
Die Arbeit der Bergleute unter Tage war und ist bis heute schwer, obgleich durch den Einsatz moderner Technik in den vergangenen Jahrzehnten viele Erleichterungen erzielt werden konnten. Diese schwere Arbeit fand in unterschiedlichen Epochen des Bergbaus Anerkennung. Hier ein Blick in die Historie:
In den Anfangsjahren der DDR, kurz nach dem Zweiten Weltkrieg, fehlten vor allem im Bergbau Arbeitskräfte. Es galt also, schwere Arbeit im Bergbau attraktiver zu machen. Durch die Regierung der DDR wurde die „Verordnung zur Verbesserung der Lage der Bergarbeiter, des ingenieurtechnischen und kaufmännischen Personals sowie der Produktionsverhältnisse im Bergbau der Deutschen Demokratischen Republik“ am 10. August 1950 herausgegeben.
Diese Verordnung umfasste eine verstärkte Mechanisierung der Arbeit, die Neuregelung der Löhne und Gehälter, zusätzliche Belohnung für die ununterbrochene Tätigkeit im Bergbau, soziale und kulturelle Betreuung, die Sicherung des Arbeitskräftebedarfs und des Nachwuchses und besondere Ehrenrechte.
Letzteres hatte zur Folge, dass für alle Bergarbeiter und das gesamte ingenieurtechnische Personal einheitliche Berufsgrade für den gesamten Bergbau eingeführt wurden. Bergarbeitern, die sich als Hauer durch besonders umfangreiches Können und durch vorbildliche Arbeitsleistungen auszeichneten, wurde der Ehrentitel „Meisterhauer“ verliehen. (Hauer sind diejenigen Arbeiter, die das Gestein mit geeigneten Werkzeugen aus dem Fels lösen.)
Beschäftigten im Bergbau, die hervorragende fachliche Qualitäten und eine den volkseigenen Betrieben entsprechende gesellschaftliche Einstellung haben, sich durch beispielgebende Arbeitsleistungen und hervorragende Aktivität auszeichnen und mindestens fünf Jahre im Bergbau gearbeitet haben, wurde der Ehrentitel „Verdienter Bergmann der Deutschen Demokratischen Republik“ verliehen. Zudem wurde ein Bergmannsehrenkleid mit Abzeichen und Ehrenzeichen eingeführt.
Der erste Sonntag im Juli eines jeden Jahres wurde zum Ehrentag der Bergleute als „Tag des deutschen Bergmanns" erklärt, ab 1975 dann mit dem Zusatz „und der Energiearbeiter“.
Der Tag wurde zum Anlass genommen, um verdienstvolle Bergleute und Energiearbeiter öffentlich auszuzeichnen. Arbeitskollektive und Einzelpersonen erhielten Geldprämien oder wurden „Aktivist der sozialistischen Arbeit“, „Meisterhauer“, „Verdienter Bergmann der DDR“ oder „Verdienter Energiearbeiter der DDR“. Außerdem wurde ein Bergmannstreuegeld ausgezahlt.
Seit 1990 wird der Tag des Bergmanns von einigen Bergbaubetrieben, von Bergmannsvereinen oder Bergbaustädten organisiert, dient der Traditionspflege, der Förderung der Kameradschaft und hat auch Volksfestcharakter.
Auch der Bergmannsverein Erfurt begeht diesen Feiertag – ein Beitrag zur Pflege der Bergbautradition. In diesem Jahr referierte der Ehrenvorsitzende des Vereins, Dr. Heinrich Bartl, zur Intention dieses Tages und präsentierte eine imposante und vollständige Sammlung von Abzeichen, die anlässlich des Tages des Bergmanns ehemals ausgegeben wurden.
Autor: B. Köhler, Fotos: B. Köhler; Bildquelle historische Fotos: Stadtarchiv Erfurt